BLACKOUT: WELCHE VORBEREITUNGEN KANN ICH IM UNTERNEHMEN TREFFEN?

Im letztem Teil der Blog Serie betrachten wir Auswirkungen eines Blackouts auf ein Unternehmen.

!Achtung! Dieser Blog deckt nicht alle zu berücksichtigenden Situationen ab, die eine deutliche und nachhaltig negative Auswirkung haben können. Eine individuelle Betrachtung der Konstellationen im eigenen Unternehmen ist daher unabdingbar.

Welche Themen sollten bearbeitet werden?

Allgemein gültige Abläufe oder Pläne im Blackoutfall, die für alle Unternehmen gelten, existieren nicht. In der Wirtschaft wird unter verschiedensten Rahmenbedingungen und in unterschiedlichsten Aufgabengebieten gearbeitet, je nach Branche und Größe mehr oder weniger personalintensiv oder technologieabhängig. Daher ist es unverzichtbar, individuelle Überlegungen anzustellen und Pläne zu erarbeiten, um möglichst unbeschadet durch eine Krise zu kommen.

So kann auf technischer Ebene ein geregeltes Abschalten von Servern oder Maschinen sinnvoll sein, manchmal ist es aber auch notwendig, mit einer Ersatzenergieversorgung die Zeit des Stromausfalles zu überbrücken.

Die Abhängigkeiten von Lieferanten, Transportlogistiken, externen Rechenzentren, Applikationen oder Daten in der Cloud sind in die Überlegungen einzuarbeiten und über Hypothesen und Szenarien zu Maßnahmenplänen zu verdichten, um das Blackout bestmöglich abzufedern.

Hypothesen

Mit Hypothesen werden die Rahmenbedingen festgelegt, innerhalb derer die weitere Vorbereitung auf einen Blackout erfolgt. Diese können je Unternehmen sehr unterschiedlich sein (Bürobetrieb, Produktionsbetrieb, Pflegeeinrichtung, Schichtdienste, 24-Stundenbetrieb, 8 Stunden 5 Tage die Woche, etc.).

Szenarien

Mit Hilfe der Szenarien wird versucht, die zu überlegenden Ereignisse sinnvoll einzuschränken und damit die zu planenden Maßnahmen in einem wirksamen, aber überschaubaren Rahmen zu halten.

Ein Beispiel für Szenarien könnte sein:

Der Blackout tritt im Sommer ein / der Blackout tritt im Winter ein
Der Blackout tritt während der Arbeitszeit ein / der Blackout tritt außerhalb der Arbeitszeit ein.
Dieses Beispiel zeigt somit vier „Handlungsstränge“ auf, die auf zwei Varianten (innerhalb und außerhalb der Arbeitszeit) basieren und saisonale Ausprägungen haben.

Mobilität

Die voraussichtlich eingeschränkte Mobilität kann dazu führen, dass relevante Personen des Unternehmens nicht zur Verfügung stehen (können).

Infrastruktur

Vorbereitungen der Infrastruktur befassen sich u.a. mit dem Gebäude/Unternehmenszugang (z.B. funktionieren die elektronischen Schlösser auch ohne Strom und wie lange?), der Funktionalität von Aufzügen bei Blackout (Evakuierungsfahrt oder mechanische Bergung), der Mobilität innerhalb des Unternehmens ( Mitarbeiter:innen mit besonderen Bedürfnissen, Rollstuhlfahrer:innen), der Notstromversorgungen und deren Wartung/Testung, der Sicherstellung der internen Kommunikation (beispielsweise mit Handfunkgeräten, Satellitentelefonen, Zivilfunk) sowie der Entscheidung, wie lange welche Services aufrecht erhalten bleiben.

Entscheidungen

Auf Grund des Ausfalls von Kommunikation und Mobilität besteht eine realistische Wahrscheinlichkeit, dass die übliche weisungsgebende Hierarchie nicht oder nur teilweise anwesend ist. Es wird auch nicht möglich sein, diese Personen remote (da keine Kommunikation) in die Entscheidungsprozesse einzubinden.

Als Alternative zu den üblichen hierarchischen Weisungsketten empfiehlt sich – abgeleitet vom SKKM (Staatliches Krisen- und Kommunikationsmanagement) – ein vor dem Blackout erarbeiteter Maßnahmenplan.

Taskforce

Als Taskforce bezeichnet man eine für eine begrenzte Zeit gebildete Arbeitsgruppe [mit umfassenden Entscheidungskompetenzen] zur Lösung komplexer Probleme.

Diese Taskforce löst definierte Aufgabenstellungen im kommunikationsfreien, immobilen Umfeld ohne Verfügbarkeit von ausreichend verfügbaren Schlüsselarbeitskräften und hierarchischen Strukturen.

Mitarbeiter:innen

Die Vorsorgequote in Österreich liegt, nach den kommunizierten Zahlen, bei ca. 15%. Diese Größenordnung kann auch bei den eigenen Mitarbeiter:innen angenommen werden. Das führt im Anlassfall zu Aufregung und Unsicherheit. Die Angst und Sorge um Angehörige kann von deutlichen emotionalen Reaktionen bis zu unüberlegten Handlungen führen.

Mitarbeiter:innen, die sich bei einem Blackout an ihrem Arbeitsplatz im Unternehmen befinden, werden unter Umständen keine Möglichkeit haben, nach Hause zu kommen (körperliche Disposition, zu große Entfernung, Sicherheitsbedenken,…). Es ist daher sinnvoll zu überlegen, wie man mit so einer Situation umgehen möchte und welche Hilfestellungen angeboten werden können. Empfehlenswert ist die regelmäßige Information der Mitarbeiter:innen über Vorbereitungstätigkeiten im Unternehmen (vgl. Angst kommt von Mangel an Information), ebenso eine laufende Motivation zur Eigenvorsorge.

Heizung

Moderne Heizungsanlagen funktionieren ohne Stromversorgung nicht. Damit sind vor allem für kalten Monate Überlegungen sinnvoll, was für die „gestrandeten“ Mitarbeiter:innen gemacht werden könnte (z.B.: Decken)

Kühlung

Die Kühlung fällt ebenfalls aus, vom Eiskasten bis zur Klimaanlage. Zu beachten sind auch Kühleinrichtungen, die für den Unternehmensbetrieb (z.B. Lebensmittel) oder die IT notwendig sind.

Wasserver- und Abwasserentsorgung

Mit den zuständigen Organen der Stadt oder des Orts, an dem das Unternehmen den Firmensitz hat, ist zu klären, wie die Wasserver- und Abwasserentsorgung bei einem Blackout gemanagt wird.

Ist eine Wasserver- und Abwasserentsorgung ohne Strom möglich? Wenn nein, hat die Gemeinde Vorsorge mit Notstromlösungen getroffen? Wenn es eine notstromgestützte Versorgung gibt ist zu klären, für welchen Zeitraum diese ausgelegt ist. Braucht es ggfs. eine Notbevorratung an Wasser (abhängig von der erwarteten Zahl an Personen im Haus)?

Organisatorische Vorbereitungen, Mitarbeiter:innen

Empfehlenswert ist auch die Erarbeitung eines Modells, wie das Management der Mitarbeiter:innen im Anlassfall aussehen soll. Ein Kommunikationsplan für den Blackout, in dem die konventionellen Kommunikationseinrichtungen im Haus nicht zur Verfügung stehen, ist anzuraten.

Kritische Infrastruktur

Dazu gehören als Beispiel die Telefonanlage, die IT, aber auch die technische Infrastruktur und Automatisation des Gebäudes (Türsteuerungen, Beschattungen, Netzwerkgeräte, WLAN Accesspoints, etc.). Diese kritische Infrastruktur ist, vor allem bei Wiedereinschalten des Stroms, stark gefährdet (Spannungsspitzen, Interferenzen u.ä.) und könnte dauerhaft ausfallen. Überlegenswert ist – wenn möglich – diese Infrastruktur stromlos zu machen, bis die stabile Stromversorgung wieder hergestellt ist.

Einrichtungen des Unternehmens

Produktionseinrichtungen, chaotische Lager, Kühlketten etc. sind Bereiche, die unmittelbar vom Ausfall der Stromversorgung betroffen sind. Hier sollte berücksichtig werden, dass ein Neustart möglicherweise nur verzögert möglich ist (Reinigung, Desinfektion, manchmal Ersatz). Auch zu bedenken sind mögliche weitere Produktions- und Logistikausfälle, die zu Einschränkungen bei der Nachbeschaffung führen können. Mangelndes systemkritisches Personal kann die Situation verschärfen.

IT – welche Schwerpunkte sind zu berücksichtigen

Die IT des Unternehmens ist von einem Stromausfall massiv betroffen. Folgende Aspekte (ohne Anspruch auf Vollzähligkeit) sind zu beachten:

Gibt es Notstromversorgungen (Generatoren oder USV) und in welchem Ausmaß? Welche Laufzeit der IT kann damit sichergestellt werden? Gibt es die Möglichkeit, von der USV gesteuert automatisch abzuschalten und herunterzufahren? Gibt es die Möglichkeit, die Schlüsselarbeitskräfte in einem redundanten Schichtmodell (unter Berücksichtigung möglicher homeoffice Reglungen) zur Verfügung zu haben etc.?

Zu berücksichtigen ist auch, dass alle externen Services nicht zur Verfügung stehen (Internet, Cloudstorage, Cloud Applikationen, Bank, dezentrale Standorte, Produktionsstätten, Lager, Headquarter). Auch ein Zugriff von außen in das Unternehmen/den Unternehmensstandort ist nicht möglich.

Gibt es keine USV-Pufferung, sollte die IT vom Stromnetz getrennt werden, um Beschädigungen beim Wiedereinschalten des Stromnetzes zu vermeiden. Auch alle im Haus verbauten Komponenten (Switches, Router, WLAN-Router) sind mit zu berücksichtigen. Erst bei gesicherter Stromversorgung darf an ein Hochfahren der IT gedacht werden.

Kollateralschäden bei Ausfall und Wiedereinschaltung des Stroms

Beim Hochfahren des Stromnetzes ist mit temporären Verwerfungen zu rechnen (Spannungsschwankungen, Stromstöße, Frequenzverschiebungen und Phasenverschiebungen). Diese können für die sensiblen elektronischen Komponenten, die nahezu überall verbaut sind, zerstörend wirken. Kritisch sind auch dauerlaufende elektrische und elektronische Geräte. Hier besteht ein erhebliches Risiko, dass diese Gerätschaften nach der Wiederkehr des Stroms nicht mehr in Betrieb genommen werden können. Experten rechnen mit einer Ausfallsquote von wenigstens 10%.

Zum Abschluss

Ich hoffe, die Informationen der vier Blogteile waren hilfreich für Sie. Bei Fragen schreiben Sie mir gerne ein Mail an herwig.kluger@syno.cc

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Herwig Kluger

CIO

WKO Inhouse der WK Österreich

About

Herwig Kluger hat nach seiner Matura bei SIEMENS in Nürnberg eine kaufmännische Ausbildung (Stammhauslehre) abgeschlossen und im Anschluß im Controlling bei der SIEMENS Tochter UHER AG gearbeitet. Seit 1989 ist er in der IT tätig, seit 1990 als CIO in österreichischen Tochterunternehmen verschiedener internationaler Konzerne (PSA, trans-o-flex, Wolseley, Mc Kesson) und in der Inhouse GmbH der Wirtschaftskammerorganisation. Seit 2021 auch für die Themen Blackoutprevention und Krisenresilienz des Unternehmens verantwortlich. Mit März 2023 beendet Herr Kluger pensionsbedingt seine CIO Funktion, arbeitet jedoch im Unternehmen und selbständig im Bereich Blackoutprevention und Krisenresilienz weiter. Herr Kluger ist auch selbständiger Unternehmensberater und geprüfter Mediator.

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