PEOPLE & CULTURE. UNTERNEHMENSPURPOSE: DER ENTSCHEIDENDE FAKTOR FÜR WACHSTUM UND DIGITALE TRANSFORMATION

Warum jedes Unternehmen einen Purpose haben sollte

Eine Studie des Gallup Institutes (Three Ways Mission-Driven Workplaces Perform Better) zeigt, dass eine um 10% verbesserte Identifikation der Mitarbeiter:innen mit dem Unternehmenszweck zu einer 4,4%igen Steigerung der Profitabilität des Unternehmens führt. Warum ist das so?

Weil das Engagement der Mitarbeiter:innen steigt, wenn die Identifikation des Unternehmenszwecks stark ist.  Das zeigt unter anderem eine Umfrage von MCKinsey (Help your employees find purpose—or watch them leave) aus dem Jahr 2021 von über 1.000 Mitarbeiter:innen.

Ein wirkungsvoller Purpose drückt sich in Zahlen aus: Die Mitarbeiter:innenbindung erhöht sich, die Krisenresilienz und Innovationskraft wird gesteigert und die Kund:innen- und Partnerbeziehungen werden tiefer. Denn Unternehmen, deren Entscheidungen auf einem klaren Purpose fußen, agieren inmitten der digitalen Transformation erfolgreicher als jene, die sich lediglich an operativen Zahlen messen.

Der Purpose eines Unternehmens ist wie ein Leuchtturm, kein Platz zum Anlegen, jedoch gibt er Orientierung, hilft, zu priorisieren und schafft Verbindungen zu den Menschen, die in einem Unternehmen arbeiten. Die Allianz Gruppe gehört zu den größten Versicherern der Welt und beschreibt ihren Purpose so, dass er erklärt, warum das Unternehmen überhaupt existiert. So ist der Purpose „We secure your future“ und, davon abgeleitet bedeutet das für unsere IT-Tochter „Leading IT with you“. Unsere technischen Kolleg:innen führen weiter aus, dass sie IT begeistert und IT der Grund ist, morgens aufzustehen und sich auf die Arbeit zu freuen.

Was können Sie für Ihr IT-Unternehmen daher tatsächlich machen

Der Purpose beschreibt nicht nur, was die Firma jetzt gerade macht, sondern beschreibt auch die Zukunft. Im Zeitalter globaler Krisen erhöht sich der Stellenwert von Verantwortung und Wirkung von Organisationen.

Wir haben uns Fragen gestellt wie:

  • Welche Wirkung streben wir an?
  • Was wollen wir in der Welt unserer Kund:innen sehen?
  • Was kann sinn-stiftend für unsere Mitarbeiter:innen sein?

Konkret beschreibt ein Purpose, welchen Beitrag eine Organisation für eine bestimmte Zielgruppe leistet und welche positive Wirkung die Organisation damit erreichen will:

[Unser Beitrag] + [für wen] + [positive Wirkung]

Wie definieren Sie einen Unternehmenspurpose?

Wenn der Purpose Ihres Unternehmens nicht nur eine schöne Folie sein soll, sondern Sie ihn mit Leben erwecken wollen, dann beziehen Sie möglichst viele in die Entwicklung mit ein. Auch wenn es viel einfacher wäre, den Purpose im Vorstandsteam zu definieren, ist doch am Ende die Wirkung entscheidend. Wollen Sie ein erhöhtes Engagement bei den Vorstandskolleg:innen oder das Engagement in der gesamten Organisation steigern?

Gute Fragen auf dem Weg sind:

  • Wo kommt das Unternehmen her?
  • Was war der Gründungsgedanke?
  • Wie hat die Geschichte die Organisation geprägt, welche Wirkungen hat sie erzielt?
  • Was brauchen die Kund:innen der Organisation heute?
  • Was brauchen Sie in Zukunft?
  • Was braucht der größere Kontext (Gesellschaft, Region, Branche, ..)?
  • Was können wir gut? Was lieben wir? Was streben wir an?
  • Woher bekommen wir Ressourcen?

Mit meinen Beiträgen möchte ich einen Diskussionsbeitrag leisten. Ich möchte mit Ihnen in den Dialog gehen. Meine Perspektiven und Einschätzungen sind kein abgeschlossenes Ergebnis, sondern im Gegenteil der Beginn einer Auseinandersetzung mit der entscheidenden Frage, die mich treibt: Welche Rahmenbedingungen braucht es für Arbeitsmodelle von morgen?

Nina Bügler

HR People Team Lead

Allianz Elementar Versicherung

About

Welche Rahmenbedingungen braucht es für Arbeitsmodelle von morgen? Das ist die übergeordnete Frage, die Nina Bügler antreibt. Sie lebt selbst ihr sehr individuelles Arbeits- und Lebensmodell und ist HR Führungskraft in einem Konzern (Allianz Versicherung), Unternehmerin im Nebenberuf (www.dieumsetzerinnen.at), Laienrichterin am ASG, Coach und Beraterin und allem voran Ehefrau und Mutter. Ihre jahrelange Führungserfahrung in den unterschiedlichen HR-Bereichen (zB Recruiting, Talent Management und Training) brachten ihr einen Werkzeug- und Methodenkoffer für Team-Performance. Die Tätigkeiten in unterschiedlichen Unternehmensberatungen haben sie Fokus, Effizienz und Produktivität gelehrt.
Ein Studium der Betriebswirtschaftslehre und ein Studium zu Personalmanagement und Arbeitsrecht bilden ihr Fundament.

BLACKOUT. WARUM DIESER IN ALLER MUNDE IST UND WAS DIE WAHRSCHEINLICHKEIT EINES EINTRITTS TREIBT.

Strombedarf

Unsere Welt braucht immer mehr Strom. Die erwartete Steigerung in Österreich, in den
kommenden Jahren bis 2030, liegt bei 48,4%.
Diese Steigerung soll nahezu zur Gänze aus
alternativer Energieerzeugung (Wind und
Solarenergie) gedeckt werden. So begrüßenswert die alternative Energieproduktion ist, bringt diese zwei Herausforderungen mit sich. Denn alternativ gewonnene Energie steht nicht immer zum benötigten Zeitpunkt und auch nicht immer am Ort des Bedarfs zur Verfügung.

Stromverteilung

Da also die alternativ gewonnene Energie oft
nicht in der Nähe des Ortes, wo sie benötigt wird, anfällt (vgl. Stromproduktion in großen
Windparks in der Nordsee, Stromverbraucher
im Süden und Südwesten der Bundesrepublik
Deutschland), müssen teils enorme Strommengen über weite Strecken von der Produktion zu den Verbrauchern transportiert werden.

In Österreich wurde beispielsweise im Dezember 2022 so viel Strom importiert wie noch nie, bei einem Tagesspitzenwert von 100,5 GWh am 21.12.2022 und der höchsten Importleistung innerhalb von 15 Minuten von 5.551,6 MW.

Um den hohen Leistungsbelastungen entgegenzusteuern, werden sogenannte Redispatch Maßnahmen getroffen. Das sind gezielte Regeleingriffe zur Anpassung der Leistungseinspeisung von Kraftwerken. (Details). Allein in den ersten 9 Monaten des Jahres 2022 erfolgten diese durch die APG an 181 Tagen.

© https://oesterreichsenergie.at/

Stromspeicherung

Bei der konventionellen Energiegewinnung mit Kraftwerken sind die großen rotierenden Massen aller Turbinen in den Kraftwerken ein großer Energiespeicher. Durch den Wechsel auf alternative Energiegewinnung und die Abschaltung von thermischen oder atomaren Kraftwerken entfällt die Speicherleistung dieser Turbinen. Entsprechende Speichertechnologien sind für die benötigte Energiemenge noch nicht einsetzbar. Bedenklich ist auch, dass der Strommarkt keinerlei Anreize für die Stromspeicherung anbietet. Die einzige Ausnahme sind Pumpspeicherkraftwerke, wie sie auch in Österreich existieren, die bekanntesten sind Malta und Kaprun. Wenn jedoch, wie in anderen Ländern, die Topologie nicht ausreicht (flaches Land), ist diese Technologie nicht möglich.

Stromverbrauch

Deutliche Veränderungen gibt es auch beim Stromverbrauch selbst. Die Elektromobilität, aber auch die rasant steigende Anzahl an Wärmepumpen lassen den Bedarf an Strom deutlich steigen. Ein kleines Beispiel zur Illustration: selbst ein sehr kleines Elektrofahrzeug braucht für 100 km deutlich mehr Strom als beispielsweise ein Reihenhaus oder eine Wohnung pro Tag.

Stromnetze

All diese Änderungen steigern die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit und Kapazität der Stromnetze deutlich. Die bestehenden Stromnetze können nur mehr mit Mühe und durch laufende Eingriffe aufrechterhalten werden, eine wirksame Erneuerung der bestehenden Infrastruktur dauert 10 oder mehr Jahre ab Beginn der Arbeiten.

Die folgenden Zitate von Gerhard CHRISTINER, dem technischen Vorstandsdirektor der APG (Austrian Power Grid, https://www.apg.at/ ), beschreiben das Dilemma treffend:

„Ein Energiesystem, das in Zukunft auf 100 Prozent Erneuerbaren fußen soll, müsse ganz anders konstruiert sein…. Der Plan, wie das zu passieren hat, den gibt es nicht.“

„…am liebsten hätte man alle thermischen Kraftwerke möglichst bald abgeschaltet, … nur, wir haben nicht die ganzen Begleitmaßnahmen getroffen, die dafür notwendig sind.” (

vienna.at 07.09.2022,
https://www.vienna.at/apg-vorstand-stromversorgung-nicht-so-sicher-wie-frueher/7620106)

In eine vergleichbare Richtung gehen die Aussagen von Stefan ZACH, Leiter Kommunikation der EVN, am Blackout Gipfel der WKNÖ am 13.09.2022:

„Früher bestimmte der Kunde den Bedarf der Produktion, heute die alternative Energie die Stromverteilung.“

„EVN erneuert seine Netze. Es werden 2x so viel Trafos, 2x so viel Leitungen, 3x so viel Leitungsquerschnitte [je  größer der Leitungsquerschnitt, desto mehr Energie kann transportiert werden] installiert, Zeithorizont zur Umsetzung 10+ Jahre.“

„In NÖ wird an manchen Tagen das 10fache des Bedarfes erzeugt.“

Blackout Gipfel WKNÖ, 13.09.2022

Die Beispiele zeigen, dass der Energiewandel, bei all seiner ökologischen Notwendigkeit und Dringlichkeit, gewaltige infrastrukturelle Herausforderungen bringt, die auch erhebliche Zeiten für die Umsetzung benötigen. In diesen Zeiten des Umbruchs ist das Risiko einer Störung einfach höher.

Weitere Risiken

Weitere Risiken erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines Blackouts erhöhen. Die Klimaerwärmung destabilisiert die Energieinfrastruktur durch potenzielle Extremwetter-Ereignisse wie

  • einen Tornado im Sommer 2021 an der Tschechisch-Österreichischen Grenze,
  • die Trockenheit 2022 und damit reduzierte Wasser- Thermische- und Kernkraftnutzung
  • ein sehr trockener Winter 22/23, der für Italien 2023 eine Rekorddürre erwarten lässt

Genauso sind aber auch Folgen aus dem aktuellen Krieg in der Ukraine (Hackerangriffe) oder technische Defekte mögliche Ursachen für ein Blackout.

Eine mögliche Energiemangellage, die sich aus den beschrieben Szenarien ergeben kann, führt nicht zu einem Blackout, sondern zu gezielten Energieabschaltungen. Diese können die gleichen Auswirkungen und Folgen wie ein Blackout haben, sie treten aber nicht überraschend ein. Die Bezeichnung „rollierende Blackouts“ dafür erscheint mir durchaus angebracht.

Links zum Themenkreis der Wahrscheinlichkeit eines Blackouts

Herwig Kluger

CIO

WKO Inhouse der WK Österreich

About

Herwig Kluger hat nach seiner Matura bei SIEMENS in Nürnberg eine kaufmännische Ausbildung (Stammhauslehre) abgeschlossen und im Anschluß im Controlling bei der SIEMENS Tochter UHER AG gearbeitet. Seit 1989 ist er in der IT tätig, seit 1990 als CIO in österreichischen Tochterunternehmen verschiedener internationaler Konzerne (PSA, trans-o-flex, Wolseley, Mc Kesson) und in der Inhouse GmbH der Wirtschaftskammerorganisation. Seit 2021 auch für die Themen Blackoutprevention und Krisenresilienz des Unternehmens verantwortlich. Mit März 2023 beendet Herr Kluger pensionsbedingt seine CIO Funktion, arbeitet jedoch im Unternehmen und selbständig im Bereich Blackoutprevention und Krisenresilienz weiter. Herr Kluger ist auch selbständiger Unternehmensberater und geprüfter Mediator.

DIGITALISIERUNG – MODETREND ODER NACHHALTIGER “GAME CHANGER”?

Kaum ein Begriff taucht so häufig in nahezu allen Lebens- und insbesondere Unternehmensbereichen auf wie “Digitalisierung”. Woran liegt dies, und ist diese Erscheinung bloß temporär – oder „gekommen, um zu bleiben“?

Digitalisierung ist ein weitreichender Veränderungsprozess, der praktisch all unsere Lebensbereiche erfasst. Neue Technologien – allen voran die Künstliche Intelligenz, Cloud Platform Services und vernetzte, technologiegestützte Ökosysteme – bergen eine schier unbegrenzte Veränderungskraft und eröffnen ungeahnte Möglichkeiten.

An welchen Hebeln setzt die Digitalisierung an und worin liegt das größte Veränderungspotenzial?

Richtig eingesetzt, dient Digitalisierung u.a. der Automatisierung und Optimierung von Prozessen, verbessert die Servicequalität und reduziert den erforderlichen Ressourcenbedarf. Sie ermöglicht bzw. bewirkt eine Verlagerung hin zu anspruchsvolleren, gestalterischen Tätigkeiten und hilft so mit, dem demografischen Wandel im Arbeitsmarkt zu begegnen, Stichwort Fachkräftemangel.

Darüber hinaus erweitert sie Produkte um neue, „smarte“ Funktionen. Das Produkt bzw. der Dienst passt sich besser an den individuellen und situativen Kundenwunsch an und kann die bestgeeignete Interaktion mit den Anwendern erlernen – statt umgekehrt.

Und schließlich eröffnet Digitalisierung neue bzw. transformiert bestehende Geschäftsmodelle und kann helfen, datenbasiert neues Wissen zu generieren – Stichworte skalierbares Plattformgeschäft, servicebasierte Ökosysteme und vernetzte Wissensbasen.

Welche Entwicklungen gehen damit noch einher?

Digitale Plattformen koppeln Anbieter und Konsumenten in der Regel direkt, Intermediäre werden ausgeschaltet. (Frühere) Branchengrenzen verschwimmen, einzelne Dienste werden „orchestriert“ und kundenspezifisch zu einem umfassenden Service, beispielsweise umweltgerechte Mobilität, zusammengefügt.

Digitalisierung verändert weitläufig unsere gewohnten Berufsbilder und schafft zahlreiche neue. Aufgrund des Einflusses auf nahezu alle Lebensbereiche fördert sie einen kulturellen Wandel, der weit über technologische Aspekte hinaus geht.

Organisationen und insbesondere Unternehmen eröffnet sie damit große Chancen – und birgt umgekehrt bei Nichtbeachtung existenzielle Risiken.

Die fortschreitende technologische Entwicklung lässt kein Ende dieser Entwicklung erkennen – der Tipp ‚Game Changer‘ liegt daher definitiv näher als der Glaube an eine vorübergehende Zeiterscheinung.

All dies sind Gründe, sich intensiv mit Digitalisierung auseinander zu setzen, ihr den gebührenden Stellenwert einzuräumen und Potenziale wie auch Risiken in einem wiederkehrenden Strategieprozess zu analysieren. Nachfolgend wird ein repräsentativer Digitalstrategieprozess mit typischer Periodendauer je Schritt skizziert.

Digitalisierung ist ein iterativer Prozess, getragen von einer Vision

Im Unternehmen unterstützt die dabei entstehende Digitale Rahmenstrategie die strategische Geschäftsplanung, erweitert sie um Digitalisierungsaspekte und richtet die IT-Strategie stringent an den Geschäftsbedürfnissen aus: Informations- und Kommunikationstechnologie wird somit zur integralen Geschäftstechnologie.

Welche Faktoren begünstigen die nachhaltig erfolgreiche Verankerung der Digitalisierung im Unternehmen?

Definitiv eine von Innovationsfreude geprägte Kultur, vernetztes Denken und Offenheit gegenüber (neuen) Partnerschaften, Agilität in Verbindung mit einer ausgeprägten Experimentier- und Fehlerkultur, bedingungslose Kundenorientierung und eine hohe, sich stets auf dem letzten Stand befindliche strategisch-technologische Kompetenz.

Dies lässt im Umkehrschluss erkennen, dass Digitalkompetenz künftig in allen Unternehmensbereichen zum Bestandteil der „DNA“ reifen sollte und strategische Partnerschaften mit jungen, agilen und vernetzten Technologie-Unternehmen zunehmend unverzichtbar sind.

Gerald Hübsch

ehem. CIO /Business Angel

About

Gerald Hübsch ist ausgebildeter Elektroniker und Informatiker und war langjährig in der österreichischen wie auch internationalen Energiewirtschaft u.a. als CIO, CPO und CISO tätig. Aktuell begleitet er die Strategieentwicklung rund um Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Informationssicherheit und hilft als Business Angel und Accelerator jungen, innovativen Technologieunternehmen bei der erfolgreichen Umsetzung ihrer Ideen.

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