BLACKOUT: WAS PASSIERT, WENN ES EINTRITT?

Es ist finster geworden. Ist das der immer wieder kommunizierte Blackout oder nur ein Stromausfall im Grätzl?

Notwendige Informationen dazu erhält man im Radio. Der ORF hat einen gesetzlichen Auftrag, den Sendebetrieb für 72 Stunden aufrecht zu halten. Die beste Quelle für Hinweise ist Ö3.

Was ist nun ein Blackout? Ein Blackout ist ein großflächiger, überregionaler, auch mehrere Länder umfassender, länger andauernder Strom- sowie Infrastruktur- und Versorgungsausfall. Hilfe von außen (anderen Orten, anderen Ländern) ist, anders als bei einem lokalen Stromausfall, nicht möglich.

Es wird unmittelbar finster und die meisten der selbstverständlichen Services stehen ansatzlos nicht mehr zur Verfügung. Wenn bis dahin keine Vorkehrungen für den Fall eines Blackouts getroffen wurden, können diese nun nicht mehr nachgeholt werden. Das unterstreicht die Aussage: „Vorbereitung ist der Königsweg für die erfolgreiche Bewältigung des Blackouts“.

Die Dauer eines Blackouts wird mit maximal 72 Stunden angenommen. In den Einzelgesprächen mit Experten pendelt sich die Einschätzung im Bereich zwischen 12 und 36 Stunden ein.

Was passiert im Detail – ein Überblick

Die bekannte Kommunikation über Mobilfunk, Internet (auch drahtgebunden), aber auch die Festnetztelefonie wird sehr rasch, voraussichtlich schon nach 30 Minuten, ausfallen.

Die Mobilität (außer fußläufig, Scooter oder Räder, ev. Motorräder) bricht durch den Ausfall von Ampeln, Schrankenanlagen, Bahn und Straßenbahn zusammen. Im ländlichen Bereich wird die Individualmobilität möglicherweise mit Einschränkungen funktionieren, in Ballungsräumen ist ein langanhaltendes Verkehrschaos zu erwarten.

Die Versorgung, egal ob Handel, Supermärkte, Tankstellen, Banken, Bankomaten, Apotheken bricht zusammen; ferner stehen ganze Lieferketten und Produktionsprozesse – auch von Lebensmitteln –still.

Logistik und Warenverkehr werden sehr rasch (abhängig von einer vorhandenen Notstromversorgung) ausfallen. Auf Grund des Zusammenbruchs der Mobilität werden Transporte nicht möglich sein.

Schlüsselpersonal, egal ob im Sicherheitsbereich, in der IT, im Gesundheitswesen, im Bildungsbereich oder im öffentlichen Verkehr, bei der Polizei und anderen Blaulichtorganisationen, wird bei Eintritt eines Blackouts und in der Zeit danach vermutlich alles tun, um zu eigener Familie, Kindern, Eltern oder pflegebedürftigen Familienmitgliedern zu kommen.
Solange sich die Versorgungs- und Sicherheitslage nicht wieder einem verträglichen Zustand annähert, werden sie voraussichtlich ihren beruflichen Verpflichtungen nicht oder nur eingeschränkt nachkommen.

Aufgrund der zusammengebrochenen Versorgung wird sich die Sicherheitslage rasch, innerhalb von wenigen Tagen, verschlechtern. Der Schutz durch Polizei und Bundesheer ist begrenzt (siehe Schlüsselpersonal). In Ballungsräumen ist mit Plünderungen und teils chaotischen Zuständen zu rechnen (Herbert Saurugg, Blackout Artikel „heute“ vom 23.04.2022). Auch Ausgangssperren sind vorstellbar oder in Planung.

Ob die Wasserver- und Abwasserentsorgung funktioniert, ist lokal unterschiedlich und nicht immer gesichert. In Wien dürfte sie nahezu überall gesichert sein. (Wiener Zeitung 21.08.2022)

Der Strom ist wieder zurück. Ist alles wieder in Ordnung?

Bedauerlicherweise bedeutet die Tatsache, dass Strom wieder verfügbar ist nicht, dass wieder alles seinen gewohnten Gang gehen kann. Eine Fülle an Services wird über relevante Zeiträume nicht oder nur sehr eingeschränkt zur Verfügung stehen. Mit welchen wesentlichen Themen müssen wir rechnen?

Mit einem Ausfall von elektronischen Geräten ist zu rechnen, da der Zusammenbruch und das Einschalten der Stromnetze zu Spannungsspitzen von mehreren tausend Volt (über sehr kurze Zeiträume), Phasen und Frequenzverschiebungen führen kann. Ebenso betroffen sind dauerlaufende Geräte (Geräte, die 24 Stunden 7 Tage ununterbrochen laufen). Bei diesen Geräten besteht das Risiko, dass sie nach der Wiederverfügbarkeit des Stroms nicht mehr funktionieren (vgl. ausgetrocknete Kondensatoren, blockierte Lager). In der heutigen höchst integrierten digitalen Hochleistungsgesellschaft bedeutet die Möglichkeit solcher Ausfälle ein erhebliches Risiko.

Da auch die Lieferketten wenigstens teilweise zusammenbrechen (Logistik und Produktion) und nicht sicher ist, ob das erforderliche kritische Personal (Schlüsselpersonal) zur Fehlerfindung und -behebung zur Verfügung steht, ist mit massiven Beeinträchtigungen zu rechnen, bis diese Blackout Phase behoben werden kann.

Die Dauer der Ausfälle wird im Bereich von wenigstens Wochen, manchmal auch Monaten erwartet.

Die Kommunikation (Internet, Telefonie [Festnetz und Mobil]) wird voraussichtlich im Bereich von Tagen ausfallen. Es können aber auch an manchen Orten wesentlich längere Ausfälle drohen, sofern elektronische Komponenten ausfallen, die nicht kurzfristig ersetzt werden können.

All das bedeutet, dass weder Kunden, noch Lieferanten, noch Mitarbeiter erreichbar sind. Ebenso stehen Kommunikationen zu Banken, zentralen Systemen außerhalb des Unternehmens sowie aller Cloud gestützten Services nicht zur Verfügung (Mail, Datenspeicher, Services (Virenscanner)).

Die Mobilität wird weiter massiv behindert bleiben, solange (im städtischen Bereich) die Straßen nicht nutzbar sind oder solange die mobilitätsrelevanten Schlüsselarbeitskräfte (Lokführer, Zugbegleiter, Piloten, Busfahrer, Straßenbahnfahrer, Infrastrukturpersonen, IT, etc.) nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen. Die Dauer der Beeinträchtigungen wird wenigstens im Bereich von Tagen erwartet.

Die Versorgung ist nicht sichergestellt. Die Kassenterminals von Supermärkten, Tankstellen, Trafiken, Bankomaten etc. sind mit den dazugehörigen zentralen Rechenzentren verbunden. Solange die Kommunikation ausgefallen ist, bleiben diese Einrichtungen geschlossen und damit die Versorgung dramatisch limitiert. Die Dauer von massiven Beeinträchtigungen wird in diesem Bereich von Wochen erwartet.

In der Produktion und Logistik können möglicherweise manche Einrichtungen gar nicht (Glasindustrie, Kunststoffverarbeitung,) oder nur mit großem Aufwand (Papierindustrie, Molkerei, Lebensmittelproduktion…) wieder gestartet werden. Zusätzlich werden alle Unternehmen vom Ausfall von Internet, Kommunikation und IT-Systemen, aber auch der Nicht-Verfügbarkeit von Daten und Services der Cloud sowie Headquarters, dezentralen Produktionen und Lagern in ihrer hoch integrierten Leistungserbringung massiv betroffen sein.

Die Ausfälle werden im Bereich von Logistik, Produktion und Lieferketten erheblich sein und wenigstens Wochen dauern.

Die Schlüsselarbeitskräfte (Feuerwehr, Rettung, Polizei, Ärzte, Pfleger, Spezialisten, Techniker, Handwerker, etc.) werden erst wieder zur Verfügung stehen, wenn die Versorgungs- und Sicherheitslage zumindest einiger Maße wiederhergestellt ist. Sollten diese Personen auch Mobilität für den Weg zum Arbeitsplatz oder für die Ausübung ihrer Tätigkeit benötigen, werden sie zusätzlich bis zu deren Verfügbarkeit keine Möglichkeit haben, ihre Dienststellen zu erreichen bzw. ihren Tätigkeiten nachzukommen.

Die Sicherheitslage bleibt während des Ausfalls von Mobilität, Kommunikation und Versorgung oder der Beeinträchtigung von Wasserver- und Abwasserentsorgung angespannt. In Ballungsräumen ist mit höheren Beeinträchtigungen zu rechnen als in ländlichen Gebieten.

Wie man sich auf ein Blackout vorbereiten kann und worauf dafür im persönlichen Bereich zu achten ist, folgt im nächsten Blog.

Links zum Themenkreis “Das Blackout ist eingetreten” und “Der Strom ist wieder da”

Herwig Kluger

CIO

WKO Inhouse der WK Österreich

About

Herwig Kluger hat nach seiner Matura bei SIEMENS in Nürnberg eine kaufmännische Ausbildung (Stammhauslehre) abgeschlossen und im Anschluß im Controlling bei der SIEMENS Tochter UHER AG gearbeitet. Seit 1989 ist er in der IT tätig, seit 1990 als CIO in österreichischen Tochterunternehmen verschiedener internationaler Konzerne (PSA, trans-o-flex, Wolseley, Mc Kesson) und in der Inhouse GmbH der Wirtschaftskammerorganisation. Seit 2021 auch für die Themen Blackoutprevention und Krisenresilienz des Unternehmens verantwortlich. Mit März 2023 beendet Herr Kluger pensionsbedingt seine CIO Funktion, arbeitet jedoch im Unternehmen und selbständig im Bereich Blackoutprevention und Krisenresilienz weiter. Herr Kluger ist auch selbständiger Unternehmensberater und geprüfter Mediator.

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